Deutscher Mantelhelm, um 1600

Deutscher Mantelhelm, um 1600
Eisen, ca. 30 x 20 x 20 cm
Heimat- und Museumsverein Schloss Pragstein, Schenkung | Rückgabe von Dr. George Maxwell
Foto: Claudia Ernecker photography

 

Der Helm ist ein Objekt mit mehreren Geschichten. Laut Beschreibung in einem Gutachten handelt es sich um einen Mantelhelm mit mehrteiliger Kalotte, aufschlächtigem Kinnreff mit seitlicher Federsperre. Visier mit getrennten Augenschlitzen sowie kreuzförmigen und gelochten Atemöffnungen, vernieteter Hals- und Nackenschutz, Schurfassungen an Kamm und Sonnenschutz, deutsch, um 1600. Über seine Herkunft und Verwendung ist nichts Näheres bekannt. Interessant sind jedoch die weiteren Zeitschichten, die der Objektgeschichte eingeschrieben sind. Sie führen uns zunächst in die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges. 

 

Am 5. Mai 1945 erreichten die ersten Soldaten der 11th Armored Division der 3.rd U.S. Army das KZ Mauthausen. Die SS-Wachmannschaften waren bereits geflohen. Im KZ trafen die Amerikaner auf chaotische Zustände, zahllose Tote, hungernde und schwerkranke Häftlinge. Viele von ihnen starben noch Wochen nach der Befreiung an den Folgen der KZ-Haft. 

 

Zur Versorgung der Überlebenden errichteten die Amerikaner auf dem Gelände des KZ ein Militärkrankenhaus. Hier, im 131st Evacuation Hospital der 3rd U.S. Army, war der Militärarzt Dr. George Maxwell eingesetzt. Als Maxwell – laut seinen eigenen Angaben – für die Versorgung der befreiten KZ-Häftlinge in Mauthausen und Umgebung nach Lebensmitteln suchte, fiel ihm im Mauthausener Heimatmuseum ein Ritterhelm auf, den er mitnahm.  

Wie der Helm ursprünglich ins Museum gelangt war, lässt sich nicht mehr feststellen. Der 1929 gegründete Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein Mauthausen hatte 1932 das Heimatmuseum eröffnet. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich lösten die Nationalsozialisten den Verein auf. Der letzte Obmann Franz Pfenneberger betreute das Museum zwar weiter, es blieb aber geschlossen. 

 

Das Fehlen des Helmes fiel zwar auf, er geriet jedoch in den darauffolgenden Jahrzehnten in Vergessenheit. Im fortgeschrittenen Alter – George Maxwell war mittlerweile 95 Jahre alt – wurde ihm die Rückgabe des ungewöhnlichen „Souvenirs“ zu einem dringenden Bedürfnis. Seine Tochter Mary Tully wandte sich über Vermittlung des Österreichischen Kulturforums in Washington an den Tourismusverband Mauthausen, der den Kontakt mit dem Heimatmuseum vermittelte. So sandte Maxwell den Helm nach 67 Jahren im Jahr 2012 an seinen ursprünglichen Ort zurück. Heute ist er – zusammen mit seiner bewegten Geschichte – in der neu aufgestellten Dauerausstellung des Heimatmuseum Mauthausen ausgestellt. 

 

Franz Pötscher

Heimat- und Museumsverein Schloss Pragstein

Postkarte

  • Postkarte Deutscher Mantelhelm
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