Modell des KZ-Außenlagers Gusen III
Holz, 162 x 110 cm
hergestellt von Hubert Huemer und Fritz Preinfalk 1995
Heimatverein Katsdorf
Foto: Ralf Lechner
Das KZ-Außenlager Gusen III in Lungitz im Gemeindegebiet von Katsdorf bestand ab Dezember 1944. Das Lager wurde von 20 bis 30 SS-Angehörigen bewacht, geleitet von SS-Obersturmführer Wilhelm Maack. Es bestand aus zwei Bereichen, dem Ziegelwerk Gebrüder Hammer als Material-Zwischenlager und einer Großbäckerei. Die Großbäckerei wurde zur Brotversorgung der zunehmenden Zahl an Häftlingen in den Konzentrationslagern Gusen und Mauthausen errichtet. Obwohl die offizielle Errichtung des Lagers Gusen III erst am 16. Dezember 1944 erfolgte, war mit dem Bau dieser Bäckerei bereits im Sommer 1943 begonnen worden. Erst knapp vor Kriegsende ging ein Teil der Großbäckerei mit drei Backöfen in Betrieb.
Im – zunächst von den Gebrüdern Hammer weitergeführten – Ziegelwerk wurden ab 1941 KZ-Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt. Das Ziegelwerk wurde Ende Jänner 1942 stillgelegt und an die Wehrmacht verpachtet. Aufgrund der Lage beim Bahnhof Lungitz an der Bahnstrecke Linz – Budweis, richtete die SS ein Materiallager für das in Bau befindliche Untertagewerk Bergkristall in Sankt Georgen/Gusen ein. KZ-Häftlinge des Lagers Gusen I betreuten unter strenger SS-Bewachung das Bauteilelager für die Produktion des Düsenjägers Me 262. Die Bauteile kamen per Eisenbahn in Lungitz an und wurden, nach Zwischenlagerung dort, wieder mittels Bahn zur Montage nach Sankt Georgen weitertransportiert. Durch den ständigen Ausbau der Bergkristall-Stollen standen dort bald genügend Lagerflächen zur Verfügung und das Lager im ehemaligen Ziegelwerk verlor an Bedeutung.
Durch die Errichtung von Gusen III konnte, wegen der Überbelegung der Lager durch Überstellungen aus anderen Konzentrationslagern in den letzten Kriegstagen, keine Entspannung der katastrophalen Versorgungslage der Inhaftierten erreicht werden. Hunderte Häftlinge starben durch die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und die unzureichende Ernährung. Gusen III wurde am Vormittag des 5. Mai 1945 noch vor Mauthausen und Gusen I und II von der U.S. Army befreit.
Einige Wochen nach Kriegsende wurde der Bäckereibetrieb durch die US-Amerikaner mit drei Öfen wieder aufgenommen. Dieser Betrieb ging bis Ende Juli 1945. Nach Übergabe des Mühlviertels und somit auch Lungitz an die Rote Armee führten die Sowjets den Betrieb noch etwa eine Woche lang weiter. Dann wurde das Brotbacken endgültig eingestellt. Die Gebäude standen einige Zeit leer, wurden dann stückweise verkauft und in den Jahren von 1947 bis 1953 abgerissen. Im Jahr 1957 wurde das Gelände eingeebnet. 1946 nahm das Ziegelwerk die Produktion wieder auf, es wurde bis 1967 von der Familie Hammer geführt. Der Ziegelofen wurde 1975 stillgelegt.
Ein Gedenkstein, errichtet im Jahr 2000 vom Heimatverein Katsdorf und Umgebung, erinnert heute an das ehemalige Außenlager Gusen III. Leopold Reichl, als Kind Augenzeuge der Errichtung des Lagers auf einem Grundstück seiner Eltern und ehemaliger Obmann des Heimatvereins Katsdorf und Umgebung, hielt seine Erinnerungen an dieses Lager 1996 und 1997 für die Katsdorfer Heimatblättern fest. Das Modell wurde nach diesen Aufzeichnungen von Mitgliedern des Heimatvereins gebaut. Heute ist es fester Bestandteil der Dauerausstellung des Karden- und Heimatmuseums Katsdorf.
Ingrid Rammer, Fritz Preinfalk