Fotografien des leitenden Personals der Arno Fischer Forschungsstätte und der Passauer Stadtwerke beim KZ-Außenlager Passau I, 1943

Zwei Fotografien des leitenden Personals der Arno Fischer Forschungsstätte und der Passauer Stadtwerke beim KZ-Außenlager Passau I, 22. April 1943 
Stadtarchiv Passau, Bildarchiv, Oberilzmühle, 907U0003 bzw. 907U0004

Fotograf*in  unbekannt

Auf der oberen Fotografie sind vier Personen auf einer Rasenfläche zu sehen, drei in Interaktion, eine randständig. Dahinter befinden sich Rundholzlager, Barackengebäude mit vorgelagerter Stange; weiter dahinter entlaubte Bäume und ein bewaldeter Hügel. Die Personen scheinen ihren Arbeitsaufgaben entsprechend gekleidet. 

 

Anlass des Fotos, aufgenommen am 22. April 1943 in Oberilzmühle, war der Besuch des Stadtwerke-Leiters aus Passau, Karl Brunner (rechts) (1875–1952), wohl eine Visite zur Begutachtung/Planung der angedachten Kraftwerksstufen des Ilz-Bauvorhabens. Er wird von einem unbekannten Angestellten (Zweiter von rechts) begleitet. Daneben steht Willy Höhn (1899–1985), führender Mitarbeiter der Arno Fischer Forschungsstätte. Als NSDAP-Mitglied und zeitweise Angehöriger der motorisierten SS war er mit dem für den Kraftwerksbau verantwortlichen Arno Fischer (1898 – 1982) schon seit vielen Jahren bekannt, partizipierte bei dessen Kraftwerksprojekten im heutigen Polen und Bayern und war noch nach Kriegsende für die weiterhin vor Ort agierende Forschungsstätte tätig. Links steht eine unbekannte Person in Arbeitskleidung, die sowohl ein regulärer Angestellter der Forschungsstätte als auch ein mit Zivilkleidung ausgestatteter Gefangener sein könnte. Die Personen befinden sich auf der Rasenfläche vor dem Barackengebäude, das von der SS-Wachmannschaft zumindest zeitweise genutzt wurde. Dahinter befanden sich das Sägewerk, der Bauernhofkomplex und das umfunktionierte Gasthofgebäude. Wäre das Foto in die entgegengesetzte Richtung aufgenommen worden, wären unter anderem die Ilz und die Ursprungsbaracke der Gefangenen erkennbar gewesen. 

 

Das Bauvorhaben implizierte drei Schritte: Errichtung des Lagers/Unterkunft und Wegebau für Stufe I, Wegebau und Vorbereitungsarbeit für die Stufe II und der Ausbau der Stufe II. Von diesen Vorhaben sollte bis Kriegsende kaum etwas umgesetzt werden. Viel mehr als ein Teilstück des Kraftwerks in Form eines Wehrkörper aus Beton mit einigen Anbauten kam nicht dabei heraus. Zudem wurden elektrische Installationsarbeiten und Arbeiten an einer Pumpanlage gebaut. 

 

Zum Zeitpunkt des Brunner-Besuchs waren 24 KZ-Gefangene vor Ort. Mit einem weiteren Transport Anfang Oktober 1943 trafen 50 Häftlinge ein, womit der Höchststand von 90 Gefangenen erreicht wurde. Bis zur Auflösung Ende April 1945 – von Fischer und dem Lagerführer, SS-Hauptscharführer Wilhelm Werner (1895–1964), eigenmächtig durchgeführt – wurden vier Gefangene ermordet. Eine Person von Werner selbst, drei andere nach Flucht durch Angehörige der SS-Wachmannschaft bzw. durch Wehrmachtssoldaten.  

 

Józef Nowak, schon seit Beginn in Passau I, zu den Tötungen Anfang August 1944: [Ich sah] die Leichen der Ermordeten, da die SS-Männer die Leichen der drei getöteten Häftlinge gebracht und vor unserer Baracke abgelegt haben. Wir mußten sie uns ansehen. Sein Mitgefangener seit Tag eins und ebenfalls möglicher Autor, Tadeusz Hajduszkiewicz ergänzte seine Eindrücke: Der Lagerführer ordnete an, dass ich zwei Kisten anfertigen sollte, eine größere und eine kleinere. Nachdem die Kisten angefertigt waren, wurden die Leichen von zwei Häftlingen in die größere Kiste hineingelegt, während in die kleinere eine Leiche hineinkam

 

Moritz Grote

Stadtarchiv Passau

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