Vertrag zwischen der Stadt Wien und der Deutschen Erd- und Steinwerke G.m.b.H., 1. Juli 1941.
Wiener Stadt- und Landesarchiv, MAbt. 245, A51/5
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Schon unmittelbar nach dem „Anschluss“ verfolgte der Reichsführer SS Heinrich Himmler den Plan, ein Konzentrationslager auf österreichischem Boden zu errichten. Auch was den regionalen Standort angeht, bestanden bereits Planungen, wie ein Besuch Himmlers und des Leiters des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes Oswald Pohl in Mauthausen und Gusen unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich belegt. Das Hauptlager sollte oberhalb der Marktgemeinde Mauthausen in der Katastralgemeinde Marbach und das Lager Gusen I in der Katastralgemeinde Langenstein errichtet werden. Das Konzentrationslager Mauthausen war für 3.000–5.000 Personen konzipiert.
In großer Eile wurde das Projekt umgesetzt. Bereits am 8. April 1938 sprachen SS-Obersturmbannführer Arthur Ahrens von der Reichsführung SS in München und der Geologe Josef Schadler vom Landesmuseum Linz beim Wiener Magistratsdirektor Rudolf Hornek vor und erklärten, dass in Mauthausen ein Konzentrationslager errichtet werden sollte. Für den Zwangsarbeitseinsatz von KZ-Insassen wurden die der Stadt Wien gehörigen Steinbrüche Bettelberg und Wiener Graben als geeignet erachtet. Die Vertreter der Stadt Wien wurden mehr oder minder ultimativ aufgefordert, einer Abtretung an die SS zuzustimmen. Das SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt machte in der Folge das KZ Mauthausen zum fixen Bestandteil des Wirtschaftsimperiums der SS. Sie gründete zu diesem Zweck am 29. April 1938 in Berlin die Deutsche Erd- und Steinwerke Gmbh (DESt), deren erster Geschäftsführer Arthur Ahrens wurde.
Der Vorstoß der SS stieß bei dem nationalsozialistischen Wiener Bürgermeister Hermann Neubacher auf Widerstand, weil dieser die wirtschaftlichen Interessen der Stadt gefährdet sah. Die Stadt besaß in Mauthausen drei Granitsteinbrüche, den Windeggbruch, den Wiener Graben und den Bettelberg. Nach einem internen Bericht vom 22. April 1938 warf die Granitproduktion am Steinbruch Bettelberg der Wiener Siedlungsgesellschaft m.b.H. (heute Gemeinnützige Siedlungs- und Bauaktiengesellschaft) hohe Gewinne ab. Gegen einen Verkauf an die DESt sprach auch, dass der Granitabbau Fachkräfte erforderte, was, wie es in einem internen Bericht hieß, jedoch den Absichten der Lagerführung kaum entsprechen dürfte. Es kam daher zunächst vorerst nur zu einer Verpachtung unter Ausschluss des Steinbruchs Bettelberg.
Andreas Weigl