Personenkarteikarte des Österreichisches Museums für Volkskunde zu „FINK, Josef“

Personenkarteikarte des Österreichisches Museums für Volkskunde zu „FINK, Josef“, undatiert
Standardkarteikarte von SUNNY-Verlag produziert
14,9 x 21 cm, Papier, historischer Findbehelf des Museums
© Volkskundemuseum Wien, Scan: Gioul Rabaeva

Das Volkskundemuseum in Wien (VKM, offiziell Österreichisches Museum für Volkskunde) hat sich nach dem Ende des NS-Regimes und des Zweiten Weltkrieges als Österreichisches Museum für Volkskunde neu positioniert. Es präsentierte die Sammlungen als Ressource Österreich und nationalen Kulturschatz. Es wurde wieder das vermeintlich Eigene gesammelt, erforscht und ausgestellt und damit grundsätzlich gestaltet. Wie in ganz Österreich blendete man dabei die jüngste Vergangenheit aus und stärkte gezielt den nationalen Patriotismus. Dinge, die vordergründig mit der nationalsozialistischen Vergangenheit des Landes zu tun hatten, wurden nicht in die Sammlungen des VKM aufgenommen. Auch später wurden Objekte mit direkten Bezügen zu Verbrechen des NS-Regimes nicht aktiv erworben. Diesen Umständen entsprechend finden sich in den Sammlungen des VKM keine mit dem Konzentrationslager Mauthausen, seinen Außenlagern oder deren Befreiung in Zusammenhang stehende Objekte.

 

Über Umwege sind wir schließlich auf diese Personenkarteikarte (angelegt als Findbehelf des Museums) gestoßen, auf der, unter FINK, Josef auch Mauthausen vermerkt ist. Die Karte verweist auf eine archivierte Objektkorrespondenz von April 1942, zwischen Josef Fink (1899–1985) und dem damaligen Museumsdirektor des VKM, Arthur Haberlandt (1889–1964). Im aus Mauthausen gesendeten Brief vom 6. April 1942, bietet Fink vier Hinterglasbilder an. Schlussendlich wurden die Bilder nicht angekauft. Finks Nachfrage, ob diese für unser Museum brauchbar wären, deutet jedoch auf eine engere Verbindung zwischen ihm und dem VKM. Eine Suche in den digitalen Beständen der Österreichischen Zeitschrift für Volkskunde zeigte, dass es sich bei Fink um einen ehemaligen Museumsmitarbeiter handelte. Er war 1941 vom Naturhistorischen Museum Wien (NHM) ans VKM versetzt worden. Während seiner Tätigkeit im VKM wurde er Wachmann im KZ Mauthausen. So existiert zum „Gefolgschaftsmitglied“ (NS-Bezeichnung für Angestellte und Arbeiter*innen) Fink im Museumsarchiv ein Personalakt, auf dessen Aktenverzeichnis er falsch als SS Schütze T. Stammbaum, 4 Komp. Mauthausen bei Linz bezeichnet wird. Die korrekte Bezeichnung ist SS Totenkopf Sturmbann, was die direkte Verbindung zu den KZ-Wachverbänden herstellt.

 

Fink war bereits seit 1933 Parteimitglied der NSDAP. Im Dezember 1938 wurde er vom NHM als Aufsicht und für Hilfsdienste eingestellt und zwei Jahre später mittels Personaltausch ans VKM versetzt. Josef Fink war nicht nur ein Illegaler, sondern ab 15. Februar 1942 SS-Angehöriger. 

 

Im November 1945 wurde seine Anstellung auf Grund des sogenannten Verbotsgesetzes widerrufen – Fink als NSDAP- und SS-Mitglied nach Artikel III Bestimmungen gegen Illegale, schwerer belastete Nationalsozialisten und Förderer § 10, als Illegaler klassifiziert wurde. Für Fink war damit seine Tätigkeit am VKM beendet. Seine Bezüge wurden rückwirkend mit 6. Juni 1945 gestrichen. Eine eingeleitete Voruntersuchung vom Landesgericht für Strafsachen Wien wurde im November 1948 mangels strafbarem Tatbestandes eingestellt.

 

Ausgehend von der Personenkarteikarte lässt sich durch weitere Recherchen, die in der unmittelbaren Nachkriegszeit ausgeblendete „österreichische“ Geschichte, rund um Involvierung, individuelle Täter*innenschaft und institutionelle Ignoranz, nachzeichnen. Die bisherigen Erkenntnisse zum Museumsmitarbeiter Josef Fink und zu seiner aktiven Beteiligung als SS-Schütze an den systematischen Gewalt- und Gräueltaten im KZ Mauthausen sind Anstoß, die Fink, seine Verflechtungen mit dem Museum und seinen Werdegang zu durchleuchten und damit einen weiteren Teil der eigenen Institutionsgeschichte aufzuarbeiten und eine Täterbiografie zu ergänzen. 

 

Magdalena Puchberger, Maria Raid

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