Metallarmband mit Häftlingsnummer von Britta Lamberg, um 1944

Metallarmband mit Häftlingsnummer von Britta Lamberg
Schenkung Britta Lamberg, 1,9 x 5,8 cm
Jüdisches Museum Wien, Inventarnummer 4910
 

Brigitte (Britta) Reinhilde Lamberg wurde am 13. Juni 1927 als einzige Tochter des Rechtsanwalts Dr. Ernst Moritz Lamberg (geb. 1888) und seiner Gattin Louise (geb. Schapira, 1901) in Wien geboren. Sie wohnten in der Nachbarschaft zahlreicher Verwandter in der Eßlinggasse 18 im 1. Wiener Gemeindebezirk. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 versuchte die Familie nach England, Australien oder die USA auszuwandern. Da dies scheiterte wurde die Familie Lamberg am 9. Oktober 1942 von Wien in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Zwei Jahre später, am 16. Oktober 1944, wurden zuerst Ernst und Louise Lamberg, und dann am 19. Oktober auch Britta Lamberg in das KZ Auschwitz-Birkenau verbracht. Es war die letzte Phase von Deportationen aus Theresienstadt in Vernichtungslager. Von den zwischen 28. September und 28. Oktober 1944 deportierten 18.402 Personen überlebten nur 1.574. Ernst und Louise Lamberg dürften gleich nach ihrer Ankunft in Auschwitz-Birkenau ermordet worden sein. 

 

Britta wurde am 3. November 1944 von Auschwitz in das erst wenige Tage zuvor eingerichtete-Außenlager des KZ Mauthausen in Lenzing transportiert und dort als Hilfsarbeiterin der fünf Kilometer entfernten Zellwollefabrik zugeteilt. Am gleichen Tag bekam sie ein Metall-Armband mit der Häftlingsnummer 701.

 

1997 übergab Britta Lamberg dem Jüdischen Museum Wien zahlreiche Dokumente, Fotografien und das besagte Häftlingsarmband als Schenkung. Sie erzählte, dass sie damals aufgrund mangelnder Tintenvorräte nicht wie andere in Auschwitz tätowiert worden wäre und stattdessen dieses Armband bekommen hätte. Nachforschungen ergaben aber, dass sie das Armband erst in Mauthausen erhielt. Im November 1944 wurden dort Nummern zwischen 460 und 970 an neuankommende Frauen vergeben. Die Tätowierung der Häftlinge in Auschwitz wurde vermutlich wegen Überfüllung schon im Spätsommer 1944 großteils eingestellt. Es wurden nur noch Häftlinge tätowiert, die für den Verbleib im Lager eingeteilt wurden und nicht mehr jene, die wie Britta zum Weitertransport vorgesehen waren.

 

Nach der Befreiung des Lagers Lenzing am 5. Mai 1945 kehrte Britta Lamberg zuerst nach Wien zurück. Da die wenigen Verwandten, die überlebt hatten, in Großbritannien waren, emigrierte sie 1947 ebenfalls dorthin. Sie schloss eine Ausbildung als Krankenpflegerin ab und arbeitete unter anderem in der Geburtshilfe. Einige Jahre verbrachte sie beruflich in verschiedenen Teilen Afrikas und lebte auch einige Zeit in Neuseeland. Später kehrte sie nach England zurück und absolvierte in ihrer Pension noch die Studien der Geschichte und Literatur. Britta Lamberg schloss sich einer Reformsynagoge an und wurde ein aktives Mitglied der liberalen Gemeinde. Am 22. April 2020 starb sie in London. 

 

Daniela Pscheiden

SAMMLUNG JÜDISCHES MUSEUM WIEN

 

Postkarte

  • Metallarmband
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