Winter-Häftlingskleidung und Erkennungsmarke von Leopold Grosmann, 1944/1945

Winter-Häftlingskleidung und Erkennungsmarke von Leopold Grosmann, 1944/1945
66 x 100 cm, Schenkung ans Feuerwehrmuseum 2001, Sammlung Hermann Helbig, M-000312
Foto: Ralf Lechner

Leopold Grosmann (1900–1969) war ab 1921 Maschinist bei der Wiener Berufsfeuerwehr, die mit dem „Anschluss“ 1938 der Ordnungspolizei unterstellt und in Feuerschutzpolizei umbenannt wurde. Grosmann machte eine Ausbildung zum Mechaniker und arbeitete ab 1921 für die Feuerwehr der Stadt Wien. 1924 heiratete er Katharina Hofbauer, im selben Jahr kam ihr Sohn Ernst auf die Welt. Er war Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Österreichs und auch des Republikanischen Schutzbundes.

 

Im Frühjahr 1943 gerieten einige Feuerschutzmänner in den Fokus der Gestapo, die Verhaftungsaktionen gegen politisch aktive sowie kommunistische Gruppen durchführte. Im Rahmen dieser Aktion verhaftete die Gestapo insgesamt 48 Feuerschutzpolizisten. Sie wurden angeklagt und vom SS- und Polizeigericht Wien verurteilt. Unter ihnen befand sich auch Leopold Grosmann. Die Gestapo legte ihm zur Last, dass er vom Jahre 1942 bis März 1943 Beiträge zur Unterstützung von Angehörigen Inhaftierter eingesammelt und selbst während dieser Zeit monatlich RM 4,- bis RM 5,- bezahlt hätte. Er wurde im Polizeigefangenenhaus Wien inhaftiert, wo er bis zur Verhandlung blieb. Beim Gerichtsprozess im März 1944 wurde er schließlich wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zehn Jahren Zuchthaus und acht Jahren Ehrverlust verurteilt.

 

Am 27. März 1944, zwei Tage nach Verlesung des Schuldspruches, überstellte die Polizei 46 Feuerschutzpolizisten ins Konzentrationslager Mauthausen, darunter auch Grosmann. Die fünf zum Tode verurteilten Männer – Franz Pascher, Johann Pertold, Hermann Plackholm, Oskar Schlaf und Johann Zak – wurden am 27. Oktober 1944 zum Strafvollzug ins Polizeigefangenenhaus Roßauer Lände, auch „Liesl“ genannt, nach Wien gebracht. Am 31. Oktober 1944 wurden Plackholm und Zak am Kagraner Militärschießplatz exekutiert. Pascher, Pertold und Schlaf, deren Todesstrafe man in lebenslange Haft umwandelte, wurden ins KZ rücküberstellt.

 

Im KZ Mauthausen wurden die Feuerschutzpolizisten zu verschiedenen Arbeiten herangezogen. Der Überlebende Hans Maršálek berichtete, die Männer hätten in einem gesonderten Arbeitskommando Renovierungs- und Bauarbeiten durchgeführt. Außerdem mussten sie zwei Löschteiche ausheben. Der Löschteich vor dem Eingang des Garagenhofs wurde wie ein Schwimmbecken angelegt und von den SS-Männern auch als solches genutzt. Die Feuerschutzpolizisten führten ebenfalls die Renovierung eines Bootes durch, das dem Lagerkommandant Franz Ziereis gehörte. 

 

Am 8. April 1945 entließ Ziereis den Großteil der inhaftierten Feuerschutzpolizisten gemeinsam mit weiteren deutschen und österreichischen Häftlingen zum Dienst in der Wehrmacht. Einige wenige arbeiteten weiterhin im Ort Mauthausen und waren vermutlich am Lagergelände untergebracht. Maršálek erzählte, dass diese entlassenen Häftlinge eine Bunkerstellung bei der Eisenbahn zu errichten hatten. Grosmann konnte Mauthausen schließlich am 18. Mai 1945 verlassen. Nur vier Tage später, am 22. Mai 1945 trat er seinen Dienst bei der Wiener Berufsfeuerwehr erneut an. Er arbeitete als Einsatzkraftfahrer bis er Ende 1958 in den Ruhestand ging. Auch sein Sohn Ernst war später ebenfalls für die Wiener Berufsfeuerwehr tätig.

 

Die Häftlingskleidung und seine Erkennungsmarke bewahrte Leopold Grosmann auf. Seine Häftlingskleidung war aus einem festeren Stoff, etwas wärmer als die geläufigen, dünneren Häftlingsjacken. Auf der Jacke befindet sich neben dem aufgenähten Stofffetzen mit der Häftlingsnummer ein roter Punkt. Ein solcher signalisierte, dass ein Häftling die Flucht aus dem Lager versucht hatte oder er einer derartigen Absicht verdächtigt wurde. Dies kam beinahe einem Todesurteil gleich.

Nach Grosmanns Tod im Jahr 1969 übergab seine Witwe diese Gegenstände an den Feuerwehrmann Hermann Helbig, der sie später dem Feuerwehrmuseum Wien stiftete. 

 

Gerald Schimpf, Doris Warlitsch

Feuerwehrmuseum Wien

 

Postkarte

  • Winter-Häftlingskleidung
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