Gedenktafel für die Widerstandskämpfer der Post, Hauptpost St. Pölten
Stadtmuseum St. Pölten
© Stadtmuseum St. Pölten, 2024
Die Gedenktafel für die Widerstandskämpfer der Deutschen Reichspost in St. Pölten wurde am 16. September 1988 am ehemaligen Standort der Hauptpost St. Pölten in der Wiener Straße angebracht. Gestiftet wurde die Tafel von der Gewerkschaft der Postangestellten. Jahrelang fand die Gedenktafel, aufgrund der Anbringung an einem schwer und später überhaupt nicht mehr zugänglichen Stiegenaufgang, wenig Beachtung. Mit der Verlegung der Hauptpost 2014 zur neuen Adresse am Bahnhofsplatz wurde eine neue Gedenktafel direkt im Eingangsbereich gestaltet. Der Text der Tafel von 1988 lautet: Zum Gedenken an unsere Kollegen, die im Kampf für Österreichs Freiheit und Unabhängigkeit ihr Leben gaben / Brunner Hans † 1945 / Fellner Lambert † 1945 / Fiala August † 1945 / Schnofl Oskar † 1945/ Wallner Karl † 1945 / Niemals vergessen!
Die Tafel gedenkt einer kommunistischen Widerstandszelle, die sich 1940 in St. Pölten in der Kraftpoststelle der Deutschen Reichspost formierte. Die Gruppe organisierte Sammlungen für die Rote Hilfe zur Unterstützung der Angehörigen von Verhafteten oder Verurteilten. Die Namen der St. Pöltner Widerstandskämpfer Johann Brunner und Karl Wallner finden sich auch auf einer Gedenktafel in der ehemaligen Gaskammer des KZ Mauthausen, denn beide wurden dort ermordet. Johann Brunner (1907, Schönfeld –1945, Mauthausen) war von 1926 bis 1934 in der sozialdemokratischen Partei organisiert. Er arbeitete als Postbeamter und Automechaniker bei der Deutschen Reichspost. Brunner spendete von Dezember 1940 bis September 1941 eine Reichsmark pro Monat an die Rote Hilfe und leitete gesammelte Geldbeträge weiter. Er fungierte auch als Verbindungsglied zwischen den Widerstandszellen der Deutschen Reichspost und der Straßenbahn AG St. Pölten. Er wurde am 13. November 1941 verhaftet und 1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Verlegung vom Zuchthaus Stein in das sogenannte Außenarbeitskommando des Zuchthauses Stein in Moosbierbaum (Tullnerfeld), wurde Brunner dort Mitglied der Widerstandsgruppe Moosbierbaum. Diese entstand im Umfeld des ehemaligen Donau Chemie Werkes, das nach dem „Anschluss“ in den IG-Farben-Konzern integriert wurde, und nannte sich ab 1944 Österreichische Freiheitsfront.
Das in sich sehr heterogene Netzwerk von Widerstandskämpfer*innen setzte sich u. a. aus Kriegsgefangenen, Zwangsarbeiter*innen, Mitgliedern des Werksschutzes, Bauern aus der Umgebung und politischen Gefangenen zusammen. Nach Auffliegen der Widerstandsgruppe kam Johann Brunner zunächst in Gestapohaft nach St. Pölten und am 1. April 1945 in das KZ Mauthausen, wo er am 27. April 1945 gemeinsam mit 40 Mithäftlingen ermordet wurde. Lambert Fellner, August Fiala, Oskar Schnofl waren Opfer des Massakers von Stein und wurden am 6. April 1945 von der SS erschossen.
Karl Wallner (1908, St. Pölten – 1945, Mauthausen) war als Postbeamter und Kraftfahrer bei der Deutschen Reichspost tätig. Auch Wallner spendete für die illegale KPÖ sowie die Rote Hilfe. Er wurde im November 1941 verhaftet und 1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu einem Jahr und sechs Monaten Jahren Zuchthaus in der Haftanstalt Stein verurteilt. Im Außenarbeitslager Moosbierbaum, wo er sich ebenfalls der Widerstandsgruppe Moosbierbaum anschloss, war er bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo St. Pölten am 16. Jänner 1945 interniert. Am 2. April 1945 wurde auch er in das KZ Mauthausen verbracht und am 27. April in der Gaskammer ermordet.
Nicole Fuchs-Sommer
Stadtmuseum St. Pölten